Was Seed to Tree selbst nicht wissen: Sie sind gar keine Heulsusen. Zu gern beschreiben sich die Jungs aus Luxemburg als melancholische Indie-Folk-Kapelle. Auch dann noch, wenn sie sich gerade in einen Rausch aus energetischem, tanzbaren Indie-Rock geklimpert haben. Bei Seed To Tree lässt sich kein Instrument vom Ganzen schlucken. Jeder Sound sucht sich einen passenden Platz, ohne das System zu überfrachten. Die Wahrheit ist: ihr bunter, extrovertierte Klang steht den Jungs weit besser, als es stille Weinerlichkeiten jemals würden.

Doch so ein Selbst findet sich ja nicht über Nacht. Gerade erst haben die Seed To Tree mit „Wandering“ ihr erstes Album veröffentlicht. Ihre Heimat Luxemburg unterstützt die Fünf dabei mit einem Förderprogramm für Nachwuchsmusiker. Und so führt die junge Band, der auch drei Deutsche angehören, eine ihrer ersten Touren jetzt nach Berlin.

Hier spielen sie im Rahmen der Konzertreihe „Across Berlin“ an fünf Abenden in jeweils einem Kiez.

Wir treffen die Jungs vor ihrer letzten Show im Berliner Auster Club. Der Laden ist auch heute noch gut gefüllt mit neuen Fans, die ahnen, dass sie mit dieser Band eine festere Bindung eingehen können.

Was war also unser Plan? Um die Ecke fragen! Sollten Seed to Tree demnächst durch die Decke gehen, könnt ihr direkt mit Insiderwissen prahlen. Wir haben mal nachgefragt, wie sie andere Fünf-Tage-Situationen meistern und unterhaltsame Details erfahren.

Fünf Tage mit Seed To Tree

Besteblog: Wann habt ihr das letzte Mal fünf Tage am Stück die gleichen Klamotten getragen?
Benjamin (Gitarre, Mandolinebei Seed To Tree): Als Georges und ich Interrail in Norwegen gemacht haben, hatten wir ein letztes Mal in Malmö geduscht. Danach ging es rauf über den Polarkreis, dann mit dem Bus nach Trondheim und Bergen. Ab da haben sich die Leute im Bus gezielt von uns weggesetzt. Vor allem als ich nachts meine dicken Wanderschuhe ausgezogen hatte.

Georges (Gesang, Akustikgitarre bei Seed To Tree): Zum Glück war es damals Trend unter Hipstern, sich die Haare mit Pomade nach hinten zu gelen. Bei mir klebten die sich ganz ohne Zusatzstoffe am Kopf fest.

Besteblog: Was könntet ihr fünf Tage hintereinander essen, ohne dass es zu langweilig wird?
Jean-Marc (Keyboard bei Seed To Tree): Spaghetti. Ganz klar! Mit Tomatensauce und sehr viel Käse. Geht auch einen Monat lang!
(Anmerkung der Redaktion: Jean-Marcs Freundin ist inoffiziell für das Band-Catering zuständig.)

Besteblog: Was war bisher das beste, was ihr in euren fünf Tagen hier in Berlin gegessen habt?
Georges: Die Burger im Haubentaucher waren schon echt gut.
Benjamin (Bass bei Seed To Tree): Falafel mit Mango-Sesam Sauce.
Benjamin (Gitarre): Oder unser Brunch im FluxBau heute Mittag.
Georges: Berlin ist krass billig im Vergleich zu Luxemburg. Wir sind gewöhnt, da für 9 Euro irgendeinen Scheiß zu kaufen. Hier kriegst du für 5 Euro so viel (macht eine ausladende, fuchtelnde Geste mit den Armen).

Besteblog: Welches Album würdet ihr auch nach fünf Tagen Dauerschleife noch nicht gegen die Wand hauen?
Georges: Bon Iver: “For Emma, Forever Ago”
Jean-Marc: Den Soundtrack, den Eddie Vedder zum Film “Into The Wild“ gemacht hat, könnte ich ewig hören.
Michi (Schlagzeug bei Seed To Tree): Wenn ich eine neue Platte kaufe, höre ich die wirklich so lange hintereinander. Ich habe aktuell allerdings mal wieder „Silent Alarm“ von Bloc Party aus dem Jahr 2005 rausgekramt und in den letzten zwei Wochen sicher jeden Tag laufen lassen. Tolles Album.

Besteblog: Welche Platte habt ihr euch zuletzt gekauft?
Jean-Marc: Bei mir war’s: „You Can’t Teach An Old Dog New Tricks” von Seasick Steve.
Michi: Ich habe „Noel Gallagher’s High Flying Birds“ für einen Freund gekauft. Der ist Oasis-Fan und ich fand, das sollte er sich mal anhören. Mir gefällt es nämlich sogar besser als Oasis.

Besteblog: Wenn ihr eine Rückspultaste hättet, welche fünf Tage (am Stück) würdet ihr gern noch einmal erleben?
Michi: Ich war mal mit meinen Eltern im Urlaub in Frankreich. Wir hatten ein Ferienhaus und weit und breit war nichts anderes. Gar nichts. Das war so erholsam. Da wünsche ich mich manchmal wieder hin zurück.

Besteblog: Welche fünf Tage waren im Nachhinein totale Verschwendung?
Benjamin (Gitarre): Wenn man so ewig lange Ferien hat und nur abgammelt, morgens aufsteht und sich vornimmt, nur „Breaking Bad“ durchzugucken. Aber eigentlich sind das auch keine verschwendeten Tage. Auf Dauer denkt man nur, man könnte auch interessantere Sachen machen.

Besteblog: Welchen anderen Künstler würdet ihr mal gern fünf Tage als Tourbegleitung mitnehmen?
Georges: Ich würde auf jeden Fall Justin Vernon (Bon Iver) mitnehmen. In diesem Indie-Folk-Bereich ist er der King.

Besteblog: Meinst du, der ist gut drauf? Oder weint er vielleicht ein bisschen viel?
Georges: Ich glaube, der ist nicht so der weinerliche Typ. Er wäre eher so eine Vaterfigur für mich. Wir würden uns oft betrinken und dann würde er mir seine Tricks zeigen. Ich nehme ihn einfach einen Tag mit und wenn er mich nervt, dann setze ich ihn aus. Ich sage einfach: „Justin, lass uns Verstecken spielen! Zähl bitte bis eine Million!“ Und dann bin ich weg. Sorry, Justin (lacht).

Besteblog: Nehmen wir an, Seed To Tree würden fünf Tage in eurem Tourvan irgendwo im Nirgendwo festsitzen. Welche Maßnahmen ergreift ihr, um euch nicht auf die Nerven zu gehen?
Michi: Ich würde Musik hören. Wenn die Batterie leer ist, müssen wir eben reden. Jeder erzählt aus seinem Leben. Wir können immer gut über Mädchen und Politik sprechen. Wir reden sogar sehr viel und produktiv über Frauen und Politik.
Benjamin (Gitarre): Aber niemals niveaulos. Das ist Jean-Marcs guter Einfluss.
Ben (Bass): Das ist MEIN Einfluss! Wir würden dabei das Gras wegrauchen, das noch übrig ist, damit die Stimmung nicht zu schnell kippt.

Besteblog: Nach einem fünftägigen Partymarathon helfen euch welche Tricks, um schnell wieder fit zu werden?
Ben (Bass): (abgeklärt) So was machen die nicht.
Georges: Benny! Du kannst uns doch hier nicht andauernd bloßstellen! Nehmen wir mal an, wir würden so was überleben… Sehr viel Wasser trinken. Das hilft immer und bei allem. Dann abwechselnd Schläfenreiben und Aspirin einwerfen.

Besteblog: In welcher Stadt würdet ihr diese fünftägige Konzerttour noch einmal machen wollen?
Jean-Marc: Havanna.
Ben (Bass): Auf jeden Fall noch mal in Berlin, danach in Bonn (äh, lacht).
Benjamin (Gitarre): Ich glaube, in Brüssel wäre so was gut. Da kommen auch viele Bands her, die wir mögen.

Über den Autor

Tine

Zucker, Livemusik, Buchstaben, bunte Farben und Lacke, Kleider, Strandball, große Städte, Underdogs und andere (skurrile) Tiere, unclesally*s (RIP).

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