28 Tage dauert es, um eine Gewohnheit anzunehmen. Das behaupten jedenfalls manche Wissenschaftler. Darauf basierend bietet das Projekt 28tomake gerade täglich eine kreative Zeichenübung. So soll die Mal- und Bastellust in unsere digitalverrohten Leben zurückkehren. Ich habe mir vorgenommen, mitzumachen und vor allem: Durchzuziehen! Die ersten zehn Tage sind rum. Und wie läuft es bisher?

Nicht schlecht. Nachdem ich am Anfang noch etwas skeptisch war, freue ich mich jetzt jeden Tag auf die neue Aufgabe. Diese sendet 28tomake den Teilnehmern mit einem kleinen Videobeitrag zu. Als ich am Anfang mehrfach meine Inneneinrichtung abzeichnen musste, fand ich das zwar unterhaltsam, der große Kick blieb allerding noch aus. Das kann an der eigenen Unsicherheit liegen. Nach und nach wird man aber mutiger und einfallsreicher. In den ersten Tagen habe ich immer alles ganz ordentlich machen wollen. Das war aber spätestens an dem Punkt vorbei, als ich gestern vor dem Spiegel saß und ein Selbstporträt zeichnen musste ohne dabei aufs Blatt zu sehen oder den Stift zwischendurch anzuheben. Das kann keiner gut. Das Eis war endgültig gebrochen. Bei 28tomake ist es komplett egal, ob man zeichnen kann oder nicht.

Skizze 28tomake: Sein Spiegelbild abmalen ohne zwischendurch auf das Blatt zu gucken oder den Stift abzusetzen.

Das kann ja nichts werden: Sein Spiegelbild abmalen ohne zwischendurch auf das Blatt zu gucken oder den Stift abzusetzen.

 

28tomake Retroselfie in bunt: Sein Spiegelbild abmalen ohne zwischendurch auf das Blatt zu gucken oder den Stift abzusetzen.

Ach sieh mal an. Ein bisschen Farbe macht viel aus. Auch wenn es eigentlich Quatsch ist: der Spaß zählt.

Guck mal rüber

Das zeigt sich auch, wenn man die Bilder der anderen Leute betrachtet. Unter #28tomake kann man seine Arbeiten zum Beispiel bei Instagram teilen. Ich dachte erst: Bloß das nicht! Aber nach und nach lernt man es zu schätzen, so viele verschiedene Ansätze zu sehen, die aus der gleichen Aufgabe entstanden sind. Man beginnt mutiger zu werden und kleine Details einzubauen, die genau da laut Protokoll überhaupt nicht hingehören. Sicher ist das auch eine ganz gute Einstellung, um hier und da den eigenen Alltag aufzufrischen. Vielleicht öffnet man so den Geist wieder mehr für schöne unperfekte Dinge, andere Ansätze, Ecken und Kanten. Das bedeutet nicht, dass hier jemand Künstler wird. Doch vielleicht ist die nächste Geburtstagskarte dann mal handgestaltet oder Kinder-Krikelkrakel das neue „leere Blatt“, das Inspiration bietet, statt stumm zu verängstigen.

Krikelkrakel-Männchen nach einer Übung von 28tomake

In Krikelkrakel Formen entdecken: Macht man nicht jeden Tag, schon gar nicht in jedem Alter.

28tomake und danach? Ein Ausblick

Im Hier, Jetzt und Februar: Wenn die Haut am blassesten und die Motivation am geringsten ist, bringt einen 28tomake bunt und frisch durch den Alltag. Dass ich nach den 28 Lektionen plötzlich jeden Tag den Pinsel schwingen werde, ist fraglich. Und selbst das ist noch wohlwollend formuliert. Wie alle guten Vorsätze würde auch dieser in der Realität ganz schnell verpuffen. Also spare ich mir das.
Ich verfolge 28tomake jetzt aber natürlich bis zum Ende weiter. Wer mitmachen möchte, kann sich weiterhin unter creativelive.com registrieren. Bei den Aufgaben ist es wichtig, dass man sich wenigstens ein paar Minuten ohne Ablenkung komplett darauf einlässt. Kein Streamen, kein Telefon, keine Textnachrichten. Feinste Sublimierung ist das.

Über den Autor

Tine

Zucker, Livemusik, Buchstaben, bunte Farben und Lacke, Kleider, Strandball, große Städte, Underdogs und andere (skurrile) Tiere, unclesally*s (RIP).

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