Der ESC ist seit Jahren eine zweifelhafte Veranstaltung, die es schafft gleichzeitig zu viel und zu wenig Aufmerksamkeit zu bekommen. Man kommt nicht darum herum und findet es dann doch höchstens wegen der traditionsreichen Geschichte und der Idee dahinter gut – Show und Künstler langweilen größtenteils.

Immer wieder wird im Vorfeld und nach dem Entscheid in den einzelnen Ländern über die Strategie gestritten.
Heuert man einen guten Songwriter an, der für ein hübsches Gesicht einen Massenkompatiblen Hit schreibt, gibt man dem Pop-Sternchen der Stunde die volle Unterstützung oder probiert man es doch mit völlig unbekannten Gesichtern, die spontan überzeugen und ohne große Erwartungen einfach mal probieren, was dabei raus springt.

Letztendlich sollte man doch im Kopf behalten, worum es eigentlich beim ESC geht.
Es geht nicht darum, besser als andere Nationen zu sein oder einen im eigenen Land erfolgreichen Star auch noch in anderen Länder zu verkaufen. Es muss nicht immer allen gefallen und die Platzierung spielt eigentlich überhaupt keine Rolle. Es ist einfach eine große Plattform, die man nutzen kann, um zu zeigen, dass im eigenen Land Musik gemacht wird, die auch über die Grenzen hinaus gefallen kann.

Bitte stellt keine Cascada mehr auf und verbietet es Grönemeyer, Helene Fischer und Co. sich zu beteiligen.
Gebt den Newcomern eine Chance oder großen Talenten, die es in Deutschland doch noch nicht ganz geschafft haben.
Niemand braucht kommerziell erfolgreiche Stars bei so einer Veranstaltung, die nur noch eine weitere Trophäe und höhere Verkaufszahlen im Auge haben. Der Sieg von Elaiza im deutschen Vorentscheid 2014 gegen die hochfavorisierten Unheilig und Santiano haben das deutlich gezeigt.

Der ESC Vorentscheid 2015 verspricht interessant zu werden. Im Teilnehmerfeld finden sich bekannte, aber fast vergessene Namen neben absoluten Newcomern, die nur wenige hundert Facebook Fans haben und gerade ihr erstes Album veröffentlichen. Sie alle haben gemeinsam, dass sie eine spannende Geschichte zu erzählen haben und hinter der Musik stehen, die sie machen. Überzeugungstäter!

Zum Beispiel Alexa Feser, die seit Jahren versucht mit ihrer Musik Gehör zu finden, aber am komplizierten Spiel der Musikindustrie zu scheitern drohte. Sie bekommt die Chance sich und ihren Sound einem größeren Publikum zu zeigen und diejenigen abzuholen, denen es gefällt. Mit deutschen Text nicht die beste Wahl für die internationale Bühne, aber für den Vorentscheid tausendmal besser als Unheilig.

Meine persönlichen Favoriten im Teilnehmerfeld sind Fahrenhaidt. Aus zwei erfahrenen Komponisten und Produzenten wird ein Duo, dass nicht nur Musik für andere schreiben möchte, sondern die ihre eigenen Vorstellungen umsetzten wollen. Bei der Musik geht es um Ruhe und Entspannung für gestresste Stadtmenschen. Nature Pop – eine Mischung aus elektronischen und akustischen Klängen und absolut internationale. Für ihren Song „Frozen Silence“ haben sie sich Verstärkung in Form der dänischen Sängerin Emmelie de Forest geholt. Eine junge, frische Stimme, die leider ab und zu den Kitsch streift. Dennoch ist das gerade erschienene Debütalbum „The Book Of Nature“ absolut hörenswert und der Sound trifft genau das, was wir auf die ESC-Bühne schicken sollten.

Die Kandidaten werden sich am Donnerstag, 5. März, um 20.15 Uhr live im Ersten in der Show „Eurovision Song Contest 2015 – Unser Song für Österreich“ dem Votum des TV-Publikums stellen. Einschalten lohnt sich dieses Jahr mal wieder.

Über den Autor

Finn

Fan von: Eis, FC St. Pauli, Franz Ferdinand, True Detectives. Oliven, Magnus Carlsen, Lambchop, Psych. Smoothies, Biathlon, Wilco, Chuck.

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