Andreas Dorau wird 50 und möchte nicht daran erinnert werden. Zur Ablenkung hat er ein Fest mit allen seinen Freunden organisiert, erst in Hamburg und gestern auch in Berlin. 1. Markus von Schwerin – zeigt mit seiner Akustikgitarre eindringlich, wie wichtig der Interpret für sein Stück ist. Wunderbar, aber merke: Reinhard Mey hätte keine Hits aus Dorau’s Stücken machen können. „Im September”, „Schwarze Furchen” 2. Andreas Dorau I – Er hat sich für ein klassisches Laptop/Schlagzeug-Set entschieden. Komische Stimmung. Wie die Abende, an dem der Alkohol nicht anschlägt, Dorau selbst ist auch noch ein bisschen hüftsteif. Wo sind überhaupt die Luftballons, die uns die Fotos der Hamburger Gala prophezeit haben? „Blaumeise Yvonne”, „40 Frauen”, „Stoned Faces Don’t Lie“ 3. Die Liga der Gewöhnlichen Gentlemen – Carsten Friedrichs ist ein schöner Mann, aber er wird niemals nicht Superpunk sein. Volle Bandbesetzung, trotzdem nicht so druckvoll. „Hühnerposten“, „Flaschenpfand“ 4. Maurice Summen – tanzt wie der Teufel und war bestimmt ein sehr süßes Kind. Summen singt so besessen, dass man sich sicher sein kann, dass kein Abend vergeht, an dem er sich nicht wünscht, die interpretierten Lieder selbst geschrieben zu haben. „Stimmen in der Nacht“, „Größenwahn“ 5. Wolfgang Müller – Mir war nicht klar, dass ich nicht weiß, wie Wolfgang Müller aussieht. Die besten Songtexte Deutschlands kommen aus einem Mann, der auch Kneipenwirt in Eberswalde sein könnte. Interpretiert nochmal Yvonne, aber mit einer unveröffentlichten dritten Strophe! „Blaumeise Yvonne“ 6. Stereo Total – Der erste Moment des Abends, an dem man tatsächlich ein Publikum spürt – denn sie singen mit. Das schafft Françoise Cactus in einer (verzeih mir, Françoise) abscheulichen Strickweste. Sie versingt sich. War zu erwarten und macht nichts, sie ist Französin. „Das Telefon sagt du“ 7. Justus Köhncke – Playbackhure. Stöpselt seinen Mac ein und performt die Gesangslinie von Fred auf einem Smartphone-Keyboard. Dumm nur, dass er manchmal vergisst, wann es weitergeht und die Töne trotzdem erklingen. Dasselbe beim nächsten Lied, einer früher Version von „Wasserstoff“. Der Text kommt, aber Justus hat nicht damit gerechnet. Finden wir das arrogant oder charmant? „Fred Vom Jupiter“, „Wasserstoff“ 8. Der Plan – Verdammt, in Originalbesetzung. Sehen allerdings mittlerweile so aus, als wären sie auf der Kreuzfahrt gern die ersten am kalten Buffet. Spielen zusammen mit den Marinas eine umgedichtete Version von „Fred Vom Jupiter“, in der sich ‚Dorau‘ auf ‚geile Sau‘ reimt. (Zeigen eindrucksvoll, wie gut Palminger/Strunk/Schamoni ihren Fraktus-Job gemacht haben.) „Fred Vom Jupiter“, „Alte Pizza“ 9. Andreas Dorau II – Endlich tut das Publikum auch mal so, als wäre das hier ein Konzert, endlich Schweiß. Wir brauchen dringend ein GIF von Doraus Tanzstil mit den irren Augen. „Und dann“, „So ist das nun mal“, „Hinterhaus“, „Inkonsequent“, „Das Telefon sagt Du“, „Girls In Love“, „Das weißt nur Du“ Zugabe I: Dorau und Summen singen „Gehen (Baby, Baby)“, Summen demonstriert endgültig, dass er gerne jeden einzelnen Song auf Todesmelodien für sich ganz allein hätte. Zugabe II: Dorau und DLDGG spielen noch einmal „Flaschenpfand“, bei einem Backkatalog wie seinem und einem Set, das von einem Laptop getragen wird, unverzeihlich. (Zugabe II wird aus der Erinnerung gestrichen.) FAZIT: Alles ein bisschen holprig, alles ein bisschen improvisiert. Glücklich sind wir dennoch, allerdings nicht so sehr, wie wir es gehofft hatten. Eins wird aber klar: Vielleicht ist das hier der musikalisch wertvollste Freundeskreis in Deutschland. RANDNOTIZ: Ihr widerlichen Fotografen. Wenn euch eure Fotos so viel wert sind, dann kommt früh und sichert euch einen geeigneten Platz. Nach Beginn des Konzerts Fans, die schon eine Stunde ausharren, wegzudrängen und die Sicht zu versperren: pfui. Die Dokumentation des Events ist nicht wichtiger als das Event selbst. (Aus Protest beinhaltet dieser Artikel keine Fotos.) Hinterlasse eine Antwort Antwort abbrechen Deine Email Adresse wird nicht veröffentlicht.KommentarName* Email* Webseite Meinen Namen, meine E-Mail-Adresse und meine Website in diesem Browser für die nächste Kommentierung speichern. Benachrichtige mich über nachfolgende Kommentare via E-Mail. Benachrichtige mich über neue Beiträge via E-Mail.