Der isländische Songwriter Mani Orrason ist jung und ehrgeizig. Doch was ihn von so vielen anderen unterscheidet, ist das perfekte Zusammenspiel von Talent, Leidenschaft und glücklichen Umständen. Diese Woche spielt der 17-jährige Isländer bei Across Berlin fünf Shows hintereinander. Ganz schön groß für jemanden, der eigentlich noch ziemlich klein ist. So minderjährig tourt Mani Orrason aber natürlich nicht alleine. Sein Manager ist immer dabei, seine Band wird für den letzten Spieltermin sogar aus Island eingeflogen. Wirklich groß für jemanden, der offiziell noch nicht einmal Wodka kaufen darf. Mani Orrason ist ein hagerer Typ, dem nach wie vor eher das Kindchenschema aus dem Gesicht strahlt, als die feste Überzeugung, es mit seiner Musik zu schaffen. Doch Mani träumt von den großen Venues, dem Privileg, sein Leben mit dem zu erfüllen, was auch sein Herz bewegt. Mani Orrason: Island, Alicante, Across Berlin Einen ersten wichtigen Schritt hat Mani Orrason mit der Aufnahme seines Debütalbums gerade getan. Die Single „Fed All My Days“ landete direkt auf Platz Eins der isländischen Charts. Heimvorteil? Eher nicht. Der junge Mann wohnt in Spanien – und das bereits seit seinem dritten Lebensjahr. In der Touristenhochburg Alicante hat er gerade so etwas wie die High School beendet, was ihn sehr erleichtert. „Ich bin froh, dass diese Zeit vorbei ist. Ich war auf einer englischen Schule. Wir mussten die Lehrer immer so förmlich ansprechen, das bin ich aus Spanien nicht gewöhnt,“ klagt Mani. „Außerdem war es so schwierig, wenn ich mal frei haben wollte, um Konzerte zu spielen. Es ist wirklich ein Unterschied, ob es an Schulen um die Förderung von Kunst oder Sport geht. Sport ist immer selbsterklärend. Die künstlerischen Fächer spielen nur eine Nebenrolle,“ so Mani. Mani Orrason vom richtigen Heimatplaneten Die Schule hat den stimmstarken Teenager definitiv nicht für das ausgebildet, was er für seine Berufung hält. Mit der Unterstützung seiner Eltern konzentriert er sich nun voll und ganz auf die Musik. Sein Vater spielt selbst Gitarre und hat ihm schon früh die Grundlagen beigebracht: „Bei uns in der Familie war Musik immer präsent, Klavier, Gitarre. Mein Vater hat mir ein paar erste Akkorde gezeigt, den Rest konnte ich mir nach und nach mithilfe eines Buches selbst beibringen. Außerdem habe ich mal Tuba gespielt. Das war aber irgendwie merkwürdig, weil das Instrument klobig und uncool ist. Ich habe so allerdings Notenlesen gelernt.“ Für die Zukunft möchte Mani noch viel größeres Beiwerk auffahren als bei seinem Debüt. „Ich will mit Streichern arbeiten und experimentiere aktuell auch gern mit Synthesizern herum. In meinem Kopf brodelt es die ganze Zeit vor lauter neuer Ideen. Beim ersten Album war ich noch auf mich allein gestellt und von der Meinung meiner Familie und Freund abhängig. Jetzt habe ich die Band und bekomme ein ganz anderes Feedback. Das ist gut. Familie und Freunde neigen ja dazu, alles gut zu finden, was man macht.“ Während Mani die Aufnahmen stets in Island absolviert, lebt er nach wie vor in Spanien. Nah beim Strand. Diese Szenerie passt so gar nicht zu dem hohen Melancholie-Level, das der Songwriter mit seiner traurig-leidenschaftlichen Gitarrenmusik anschlägt. „Ich bin am kreativsten, wenn ich am Strand in der Sonne liege und der Wind über mich weht. Da fühle ich mich am wohlsten. Das inspiriert mich. Doch ich mag auch verregnete Sonntage ausgesprochen gern. In Island hat man viele Gleichgesinnte, was die Musik anbelangt. In Alicante bin ich alleine. Da trifft man maximal verschiedene Arten von Elvis-Imitatoren.“ Und? Berlin? Was inspiriert den isländisch/spanischen Jungspund hier besonders? Birgit & Bier & Mani Orrason bei Across Berlin „David Bowie! Ich bin ein riesiger Fan. Bei allem, was ich hier mache, denke ich daran, welchen Einfluss die Stadt auf Bowies Kunst hatte.“ Mani ist ein treuer Anhänger seiner wesentlich älteren Helden. So spielt er am Abend bei der Akustikshow im Birgit & Bier nicht nur ein Cover von Bruce Springsteens „I’m on Fire“, sondern auch eins von den Beatles. Von denen hat er sich auch eine Textzeile auf den Unterarm tätowieren lassen. „Wenn ich selbst ein Tattoo wäre, wäre ich gern ein zarter Schmetterling kurz über dem Steißbein von Iggy Pop.“ Eine hübsche Vorstellung. Das „Irgendwann“ ist mit 17 irgendwie übertrieben So forsch wie seine Fantasie ist sein Ego auf der Bühne allerdings nicht. Fast schüchtern spielt er seine Songs am vorletzten Tag der Across-Berlin-Tour runter. Alle Menschen im Publikum sind älter als er. Doch glücklicherweise hat seine Darbietung nichts von dem klemmigen Flucht-Impuls, der Weihnachtsdarbietungen in der Schul-Aula oder in Omas Wohnzimmer oft begleitet. Es ist deutlich zu spüren, dass hier jemand steht, der seine Sache ernst meint, der das Herz und die Gier besitzt, es irgendwann ganz nach oben zu schaffen. Das hier so feierliche Wort „irgendwann“ ist in Bezug auf einen Teenager, der gerade fünf volle Shows bei Across Berlin spielen darf, natürlich fehlbesetzt. Realitätsabgleich: jetzt. Mani Orasson besuchen… Hinterlasse eine Antwort Antwort abbrechen Deine Email Adresse wird nicht veröffentlicht.KommentarName* Email* Webseite Meinen Namen, meine E-Mail-Adresse und meine Website in diesem Browser für die nächste Kommentierung speichern. Benachrichtige mich über nachfolgende Kommentare via E-Mail. Benachrichtige mich über neue Beiträge via E-Mail.