Das ultimative Sommerwochenende steht bevor. Zeit also, sich in dunklen kalten Räumen vor der UV-Strahlung und problematisch gekleideten Menschen zu verstecken. Welcher Ort eignet sich da besser als das Kino! Für die optimale Ablenkung vom echten Leben, führt euch ruhig mal die Doku „Dior und ich“ von Frédéric Tscheng zu Gemüte.

Sommer 2012: Raf Simons ist der neue Kreativ-Direktor bei Dior und soll in nur acht Wochen seine erste Haute-Couture-Kollektion präsentierten. Dafür bekommt man normalerweise doppelt so viel Zeit. Passt aber, denn natürlich hat der scheue Designer grandiose Ideen im Kopf und die Sache fest im Griff. Ein Atelier voll mit fleißigen Helfern unterstützt den Belgier, dem Geist des großen Christian Dior zu folgen und dabei seine eigene Vision auf den Stoff zu bringen.

Um all dem mehr Spannung aufzudrücken, lässt der Regisseur ganz schön die Kamera wackeln und spart nicht mit Elektrobeats. Das sollte euch aber nicht stören. Denn auch wenn ihr wünschen werdet, mehr von den brillanten Entwürfen und den herrlich bodenständigen Schneiderinnen (in unglaublich unmodischen Outfits) zu sehen, bekommt ihr viel geboten.

Blumenregen Beitrag zu Dior und ich besteblog.de

Dior und ich – Raf und die holde Kunst

Raf Simons wirkt herrlich verkünstlert, schüchtern wie ein kleines Mädchen vor der Gesangsprobe und dabei gleichzeitig extrem bestimmt. Ein interessanter Typ, der zuvor noch bei Jil Sander tätig war. Bei Dior ersetzte er 2012 den irren John Galliano, nachdem dieser öffentlich seine Zuneigung zu dunklen Mächten bekundet hatte. Nein, bei Dior arbeiten keine Faschisten!

Trotz des verhuschten Erzählstils und der fehlenden Charakterisierung vieler interessanter Personen, starrt ihr hier 89 Minuten auf wunderbare Kunst. Nicht blinzeln und ihr seht Menschen, die anders ticken – und denen man das auch anmerkt. Ihr bekommt Farben und Formen, die genau so sein müssen. Und ihr seht weinende Männer, die trotz ihrer Genialität vor der Premiere ihrer Kunst fast in Ohnmacht fallen.

Wer aktuell wirkliche Probleme hat, darf bei „Dior und ich“ einfach mal grandios abschalten. Wenn Tausende Perlen in arthrosefreundlicher Nachtarbeit von einem zarten Tüllstoff gepickt werden müssen, um danach wieder drauf zu kommen, habt ihr den Katharsis-Kick auf eurer Seite. Gleichzeitig werdet ihr euch immer wieder fragen, was eigentlich die Steigerung von „first world problems“ ist. Mehr Blumen für die Reichen?

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