Acht Freunde müsst ihr sein und Essen mögen. Das passt, dachten wir und haben das Angebot von La Belle Assiette aus Hamburg getestet. Das junge Unternehmen schickt uns einen Profikoch nach Hause. Und wir müssen einfach nur sitzen, essen, Jury spielen. Einen Privatkoch mieten. Das klingt im ersten Moment nach einem Vibe, den man bei einem Golfturnier im Country Club erwartet. Oder Schlimmerem. Kurz durchatmen: Es geht! Wir haben La Belle Assiette getestet – nicht mit der neureichen Yuppie-Gang aus der schöneren Querstraße nebenan, sondern klassisch bodenständig in einer Ostberliner WG-Küche. Der Meister Thomas Aljets: kocht mit Tempo und Begeisterung Unser Mann am Herd ist Thomas Aljets. Netter Typ. Als wir eine Stunde vor Dinnerstart in der Wohnung ankommen, schnippelt und kocht sich der Hamburger schon warm. Im Vorfeld hat er uns einen Menüvorschlag geschickt. Zutaten, Teller und Besteck bringt der Koch meist selbstständig mit. Am Ende räumt er auch alles wieder auf. Für den Wein sorgen die Gäste auf Grundlage der Chef-Empfehlung. Kleiner Tipp: über sinnvolle Mengen-Absprachen im Vorfeld freut sich eure Leber (wir hatten insgesamt übertriebene neun Flaschen dabei). Das Warten Ein unbekannter Mann in der Küche. Wir fremdeln ein bisschen. So findet das Warmplaudern unter den Gästen diskret in einem anderen Raum der Wohnung statt. Alle rotten sich artig zusammen, während wir es erstaunlich lange schaffen, den eigenen Hunger nicht zu thematisieren. Und das obgleich es mittlerweile verlockend zu duften beginnt. Durchhalten. Das Essen Erstaunlich pünktlich um 20:00 Uhr geht es los. Wir versammeln uns um die improvisierte WG-Tisch-Situation. „Richtig gemütlich“, wird sich Thomas mehr oder weniger ironisch denken. Aufgrund eklatanten Platzmangels musste er die Teller zunächst noch in einem anderen Zimmer deponieren. Egal. Denn es ist wirklich gemütlich. Nachdem er uns ein paar obligatorische Fragen beantworten muss, serviert er das erste Gericht: Burrata, Salat vom Wurzelgemüse, Kräuter. Entscheidende Frage: Woher kommt dieser geniale Käse? Aus Dänemark. Hä? Rote Beete-Himmbeersuppe mit Schnittlauchschmand. Natürlich gab es in unserer Runde einen Beete-Zweifler. Und wie in jedem guten Märchen folgt nun ein Happy End. Diese Welt ist doch nicht so schlecht. Man liebt sie oder man hasst sie: Rote Beete. Hauptgang: Blumenkohlrisotto mit Taleggio und Brösel (Semmel, Anchovis, Petersilie). Auf Wunsch gab es das auch richtig-richtig-vegetarisch, ohne Sardellenbrösel. Ich als Blumenkohl würde Ihnen dieses Risotto empfehlen. Die Herausforderung Thomas schafft es, mit seinem vegetarischen Menü auch bei vielen extrem leidenschaftlichen Fleischessern am Tisch zu punkten. Das allein ist schon eine starke Leistung für sich. Das Dessert Sahnezimtkrokantirrsinn mit warmen Äpfeln Unsere schlichte Gier für seinen „Apfelcobbler, Butterscotchsauce, Zimtparfait, Krokant“-Nachtisch bringt den freundlich-zurückhaltenden Thomas ein wenig ins Plaudern. Er erzählt von einer Wette, bei der ein Kumpel einst acht Schokoladenosterhasen hintereinander essen wollte. Geschafft hatte er es – natürlich nicht. Aber das war ja auch nur Schokolade. Wir haben noch jeden kleinen Krümel des Apfelcobbler-Berges aufgegessen, der hinter den Kulissen übrig geblieben ist. Locker. Das Leben danach… …findet nun für uns erst einmal gefühlt im Rollen statt. Das war ein gemütlicher Abend mit wirklich sehr, sehr gutem Essen, einem netten Koch und ohne Abwasch oder Aufräumdruck. Das Angebot können wir definitiv empfehlen. Leider startet der Preis dafür normalerweise bei 45 Euro pro Person, was bei der Leistung gerechtfertigt ist, viele Interessierte aber wahrscheinlich abschrecken wird. „La Belle Assiette“… …gibt es in Frankreich schon seit über zwei Jahren. Da gönnt man sich in Sachen Essen einfach gerne mehr. In Deutschland kann man seit ein paar Monaten einen Privatkoch in der Hamburger Niederlassung des Unternehmens buchen. Mit Kitchensurfing hatte sich vor einer Weile schon einmal ein Start-Up mit diesem Food-Konzept in Berlin etablieren wollen. Das ging schief, was wohl vor allem an der gemeinen Kombination aus Preis und der erschlagend großen Auswahl an Restaurants in der Hauptstadt gelegen haben dürfte. Besuchen… Fotos: Juliane Pielucha Hinterlasse eine Antwort Antwort abbrechen Deine Email Adresse wird nicht veröffentlicht.KommentarName* Email* Webseite Meinen Namen, meine E-Mail-Adresse und meine Website in diesem Browser für die nächste Kommentierung speichern. Benachrichtige mich über nachfolgende Kommentare via E-Mail. Benachrichtige mich über neue Beiträge via E-Mail.