Ob Andri von Vök noch lange Autos reparieren wird? Wohl eher nicht. Wenn sich das isländische Dream-Pop-Trio weiter so gut schlägt, kann er fortan ganz die Freiheit des Tourlebens genießen. Was die Sängerin und angehende Tontechnikerin Margrét Rán zu alldem sagt? Wahrscheinlich: „Ich muss noch kurz Hausaufgaben machen.“ Zum Glück haben wir dem Saxophonisten und der fleißigen Frontfrau kürzlich ein paar Minuten abschwatzen können.

Welche Musik hat euch zur Musik gebracht?
Andri (spielt unter anderem Saxophon bei Vök): Wir haben schon als Kinder begonnen, Instrumente zu spielen.
Margrét (Sängerin bei Vök): Äh, ich ehrlich gesagt nicht, Andri.
Andri: Was ist denn mit dieser kleinen Band, die du mit Óli (Vök-Gitarrist) hattest?
Margrét: Oh ja! (lacht). Ich war mit Óli, unserem Gitarristen in einer Band. Ich war 13 und er 11. Wir dachten, wir wären die White Stripes (lacht).

David Bowie hat gesagt: „The only art I’ll ever study is stuff that I can steal from.“ Wo klaut ihr?
Margrét: Ich nehme hier und da kleine Teile und setze sie neu zusammen.
Andri: Wir hören alle ganz verschiedene Sachen und haben unterschiedliche musikalische Backgrounds. Ich stand mal richtig auf Neunziger Hip-Hop und Indie. Óli ist riesiger Metal-Fan.
Margrét: (lacht) Manchmal müssen wir ihn bremsen: „Mach langsam, Óli.“ Ich mag Neunziger Trip-Hop.
Andri: Ich auch. Das haben wir alle gemeinsam. Darauf konnten wir uns alle einigen, als wir mit der Band angefangen haben. Wir wollten den gleichen Sound machen.

Eure Musik klingt irgendwie intuitiv und sehr träumerisch. Was war der letzte Traum, an den ihr euch erinnern könnt?
Margrét: Ich hatte letzte Nacht einen abgefahrenen Traum. Wenn ich träume, dann ist es immer von der Apokalypse.

Und von dir mittendrin?
Margrét: Ja. Und ansonsten träume ich von Vulkanen.

Das passt ja irgendwie zusammen. Was ist besonders nordisch an euch?
Andri: Die Isländer haben eine ganz spezielle Einstellung, wenn es darum geht, Dinge anzupacken. Viele denken: „Es gibt nichts, was ich nicht kann. Ich werde das SELBST machen!“ (lacht und macht eine spöttische Geste)
Margrét: Isländer sind auch ein sehr sarkastisches Völkchen.

Wenn ihr ein Gemälde wärt, wie würdet ihr aussehen?
Margrét: Ich habe nicht viel Ahnung von Kunst. Ich mag Pop Art. Also vielleicht so etwas.
Andri: Es gab bei uns einen tollen Maler, der die isländische Seele beschreibt: Jóhannes Sveinsson Kjarval. Er stellt die isländische Natur dar und abstrahiert alles ein bisschen.

Welche weniger künstlerischen Jobs habt ihr neben der Musik?
Margrét: Ich bin gerade noch in der Ausbildung. Ich will Tontechnikerin werden und mein eigenes Studio haben.

Ach, dann weißt du auch, wofür jeder einzelne dieser bunten Knöpfe auf dem Mischpult ist.
Margrét: Die Technik macht den großen Unterschied zwischen Spaß und Ohrenschmerzen… Naja, aktuell denke ich schon manchmal: Oh Gott, ich werde das niemals lernen! Außerdem kam ein Anruf von meinem Lehrer. Ich darf nicht so oft fehlen, wenn ich bestehen will. Das ist echt problematisch, weil wir ja so viel touren.
Andri: Ich repariere nebenberuflich Autos (lacht).
Margrét: Er ist wirklich gut darin.
Andri: Ich repariere alles mögliche.
Margrét: Da macht ihm keiner was vor!

Typisch isländisch also? Die wollen doch immer alles selber machen, habt ihr gesagt. Aber bei euren künstlerischen Ambitionen, müsst ihr euch da schon ab und zu mal kritische Fragen gefallen lassen? Klassiker: „Und was wird man damit?“
Margrét: Auf jeden Fall legen die Leute wert darauf, dass man eine gute Ausbildung erhält. Das bekommen wir schon gesagt. Es ist nur gar nicht so einfach, sich im Bereich Musik den gängigen Vorstellungen entsprechend ausbilden zu lassen.
Andri: Ich habe gar kein Interesse an dem vorgefertigten Bild: Ich sehe mich nicht in einem normalen Beruf mit Frau, Kind und Haus. Ich will immer in Bewegung sein, reisen und mich auf keinen Fall an einem Ort gefangen fühlen.

Mischt ihr euch dann zu Hause nur unter die Kreativen in der isländischen Künstlerszene?
Margrét: Nö. Ich habe nicht viele Künstlerfreunde. Klar kennen wir viele isländische Musiker. Aber meine engen Freunde sind einfach lustige, verrückte Leute.
Andri: Bei mir ist das komplette Gegenteil der Fall. All meine Freunde sind Musiker – bis auf meinen besten Kumpel. Der hat damit absolut nichts zu tun und wollte nie ein Instrument spielen können. Er leitet ein Fast-Food-Restaurant.

Das kann ja auch sehr abgefahren sein. Mit welcher isländischen Köstlichkeit kann man Touristen besonders gut irritieren?
Margrét: Ich glaube, in Reykjavik gibt es an einem Busbahnhof so einen Imbiss. Da bekommt man Schafskopf mit Pommes.

Würdest du das auch essen?
Margrét: (guckt angewidert) Heute auf keinen Fall mehr. Aber früher habe ich Schafskopf schon mal probiert.

Welche Fast-Food-Köstlichkeiten haben euch bei eurem Aufenthalt hier in Berlin überzeugt?
Margrét: Das riesige vegane Angebot. Überall. Es gibt eine tolle Auswahl, zum Beispiel an veganen Burgern. Ich würde mich gern komplett vegan ernähren.
Andri: Ich bin das genaue Gegenteil von „vegan“. Aber aus Solidarität mit unserem Schlagzeuger, der Vegetarier ist, bin ich ein paar Tage auf eine vegetarische Ernährung umgestiegen. Und Berlin ist der beste Ort, das durchzuhalten (lacht).

Was ist euer liebster Punkrock-Song?
Margrét: (lacht) Das ist eine schwere Frage.
Andri: In den Neunzigern gab es bei mir in der Gegend mal eine isländische Mädchenband, übersetzt hießen sie „Die Puppen“. Sie hatten einen Song über meine Erdkundelehrerin gemacht, bei der sie auch früher Unterricht hatten. „CC freaks out“ hieß das übersetzt. Das war lustig, denn diese Person ist NIEMALS ausgerastet. Sie war immer die Ruhe selbst und das für 30, 40 Jahre in diesem Job.

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